Home > Filmkritik > Der Informant (2009) – Aus ernst mach lustig. Oder auch nicht…

Der Informant (2009) – Aus ernst mach lustig. Oder auch nicht…

Regisseur Steven Soderbergh scheint das englische Sprichwort “If life hands you lemons, make lemonade” etwas zu wörtlich genommen zu habe: In seinem neuesten Werk The Informant nimmt Soderbergh einen Wirtschaftskandal aus den 90ern und versucht aus diesem tiefernsten Material eine schwungvolle Agenten-Komödie herauszupressen. Eins muss man ihm lassen: Der Mann hat keine Angst vor einer Herausforderung und einem ungewöhnlichen Blickwinkel, aber diesmal geht Soderberghs eigenwillige Taktik nicht ganz auf. The Informant schauen ist ungefähr so, wie einen sehr langen Witz zu hören, dessen Pointe einem erst nach längerem Grübeln ansatzweise aufgeht: Irgendwie lustig, aber so richtig zum lauthals Loslachen ist einem nicht zumute.

Die Story: Marc Whitacre (Matt Damon) ist ein hochrangiger Abteilungsleiter beim Agrar-Konzern Archer Daniels Midland (AMD). Als Biochemiker ist er dafür verantwortlich, die wegen eines Virus ins Stocken geratene Lysin-Produktion wieder zum laufen bringen. Seine Chefs glauben, ein Saboteur infiziere das Lysin immer wieder mit dem Erreger, was  AMD monatlich sieben Millionen Dollar kostet. Als Whitacres Vorgesetze das FBI einschalten, schlägt der ambitionierte Wissenschaftler sich auf die Seite der Agenten Shepard (Scott Bakula) und Herndon (Joel McHale). Whitacre weckt das Interesse der Agenten, als er behauptet AMD sei an illegalen Preisabsprachen beteiligt. Fortan spioniert der ehrgeizige Whitacre mit sichtbarer Hingabe für das FBI, doch ändert ständig seine Story…

Der Informant ist eher amüsant,als wirklich witzig. Ist man doch mal zum Lachen verführt, bleib es einem angesichts des ernsten Themas oft im Hals stecken. Der Erzählstil ist ziemlich langatmig, einzig die heutzutage amüsant-abstoßend wirkenden 90er-Jahre-Outfits und die eigenartigen Möbel in den Büros von AMD sorgen für farbenfroh-gemusterte Abwechslung. Matt Damon liefert als harmlos-trottelig wirkender Wirtschaftsboss, der es faustdick hinter den Ohren hat, eine Meisterleistung ab. Melanie Lynskey sorgt als Whitacres Frau für die Prise trockenen Humor – ein guter Kontrast zu Matt Damons Whitacre. Scott Bakula hat zwar nur zwei Gesichtsausdrücken drauf, die sich obendrein ziemlich ähnlich sind (schockiert und erstaunt), ist aber die ideale Identifikationsfigur für die ebenso perplexen Zuschauer. Die Musik von Marvin Hamlisch, der seinerzeit James Bond – der Spion, der mich liebte mit den passenden Songs bestückte, ist irgendwo zwischen kitschig und cool, aber nie langweilig.

Fazit: Der Informant! ist eine amüsante, exzentrisch Komödie abseits des Mainstream mit einem fantastischen Matt Damon. Der Informant ist ab heute, 05.11.2009, in den deutschen Kinos.

6 von 10

Der Trailer zu The Informant

KategorienFilmkritik Tags:
  1. 10. November 2009, 20:20 | #1

    The Informant schauen ist ungefähr so, wie einen sehr langen Witz zu hören, dessen Pointe einem erst nach längerem Grübeln ansatzweise aufgeht: Irgendwie lustig, aber so richtig zum lauthals Loslachen ist einem nicht zumute.

    Ging mir wirklich ganz genauso. Man hat irgendwie ständig ein Schmunzeln im Gesicht, aber ein wirklicher Brüller ist das da alles nicht. Wobei ich mich jetzt nicht wirklich an der Ernsthaftigkeit des Themas gestört habe.

    Scott Bakula hat zwar nur zwei Gesichtsausdrücken drauf, die sich obendrein ziemlich ähnlich sind (schockiert und erstaunt)

    Fand ich irgendwie ganz und gar großartig. Ich weiß ja nicht ob das gewollt war, aber ich hätte mich bei seiner überakzentuierten Verwirrungsmiene ständig wegschmeißen können. :) Gleiches gilt für die musikalische Untermaltung die mir in der Summe ebenfalls ganz gut gefallen hat. Insgesamt aber kein Film, der oben mitspielen kann. Die 6/10 wird es wohl auch bei mir geben

    PS: “Der Informant” war mal wieder eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein Schauspieler in seiner Wirkung durch eine einzige Rolle für den Zuschauer “versaut” werden kann. Bei jeder Szene mit Patton Oswalt musste ich unwillkürlich geinsen, weil mir ständig durch den Kopf geschossen ist, wie dämlich Spence aussieht, wenn er einen auf seriös macht. :D

  1. Bisher keine Trackbacks
Du musst Dich anmelden um einen Kommentar zu schreiben