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Die zehn schönsten Kinotrailer der 1940er

Trailer anzuschauen wird immer gefährlicher. Zumeist hat man nach dem Abspielen die Ahnung, nun schon alle guten Szenen gesehen zu haben und dann vom eigentlichen Film mehr gelangweilt zu werden, als es unbedingt nötig wäre. Und dann diese gefühlten zwei Off-Sprecher, die sich bei den meisten US-Trailern abzuwechseln scheinen – warum muss jeder Off-Kommentar zum Trailer die gleiche Betonung und Formulierung haben? Und: War das eigentlich schon immer so? In den nächsten Wochen werde ich mich an einer kleine Historiographie des Trailer versuchen. Im ersten Teil geht es um die 1940er, aber ich schließe nicht aus (sollte ich genug Material finden), später noch gegenchronologisch vorzugehen und auch die Trailer der 1930er mal anzuschauen.

Pinocchio (1940)

Der Off-Kommentar ist hier eher zurückhaltend und ruhig und vom Inhalt wird auch weniger verraten, als in heutigen Trailern – es werden einfach nur die Figuren kurz vorgestellt.

Citizen Kane (1941)

Bei diesem Klassiker ist der Trailer eher ein durchinszeniertes “Behind The Scenes”, in dem Orson Welles die Schauspieler vorstellt und sie auffordert, doch mal nett in die Kamera zu lächlen. Irgendwie sehr charmant. Erst nach zwei Minuten des mit fast vier Minuten sehr langen Trailers geht es wirklich um die Story von Citizen Kane. Auch hier wird kaum verraten, was im Film passiert. Es wird eher die Neugier des Zuschauers geschürt: “What’s the real truth about Charles Foster Kane? I wish you’d come to this theater when Citizen Kane play’s here and decide for yourself”, heißt es zum Schluß. Da möchte man doch eher losgehen und sich ein Ticket besorgen, als bei den heutigen Trailern!

Casablanca (1942)

Dieser Trailer ist sehr viel näher an der heute gängigen Praxis als die beiden anderen: Ein Sprecher mit markanter Stimmer erzählt uns, unterlegt mit Filmausschnitten, worum es in Casablanca geht. Außerdem wird hier ziemlich viel Gebrauch von der Schiebeblende gemacht.

Heimweh (1943) – OT: Lassie Come Home

“Great books make great movies”, so die These des Lassie-Trailers. Das stimmt zwar nicht uneingeschränkt, aber diese Art eine Literaturverfilmung einzuführen, wirkt fast schon fundiert. Danach folgt mit Geigen im Hintergrund die Outline der klassischen Tear-Jerkers für Hundeliebhaber weltweit. Wurde Lassie damals wirklich schon in Farbe gedreht? Kommt mir eher unwahrscheinlich vor. Auch hier wird zumindest das Ende von “Lassie come home” offene gelassen, für alle die, die das Buch nicht gelesen haben.

Arsen und Spitzenhäubchen (1944) – Orginaltitel: Arsenic and Old Lace

Wichtige Sondermeldung von Carry Grant! Lustig, wie fast schon im Nachrichtenstil mit der entsprechenden Fanfare das Kommende angekündigt wird. Es gibt keinen nervigen Offkommentar, sondern einen geknebelter Carry Grant, dessen wichtige Botschaft in Stummfilmmanier als Text zwischen den Filmausschnitten eingeblendet wird. Auch mal was anderes!

Ist das Leben nicht schön? (1946) – OT: It’s a Wonderful Life

Hier wird in der ersten Hälfte vollständig auf den Off-Kommentar verzichtet und eine Schiebeblende jagt die nächste. Im Stil eines Vorspanns werden die Schauspieler und ihre Namen eingeblendet. Erst dann erfahren wir per Off-Kommentar, worum es in “Ist das Leben nicht schön?” eigentlicg geht.

Berüchtigt (1946) – OT: Notorious

Wenn wie hier bei Notorious in der ersten Hälfte des Trailers kein einziges Wort fällt, kann man die unglaubliche Leinwandpräsenz von Cary Grant und Ingrid Bergman erst wirklich wahrnehmen. Auch in den Filmauschnitten ohne Text fokussiert der Trailer auf die Chemie zwischen Bergman und Grant. Dieser Trailer funktioniert – da will man doch direkt zur Videothek laufen!

Die Dame im See (1947)  OT: Lady In The Lake

Dieser Filmklassiker ist besonders wegen seiner innovativen Erzählperspektive bekannt: Der Zuschauer sieht alles aus der Ich-Perspektive der Hauptfigur und hat damit einen sehr begrenzten Bildausschnitt. Dieser Realismus wurde von den Betrachtern jedoch eher als einengend empfunden und war nicht die große filmische Revolution, als die der Trailer den Perspektiven-Wechsel anpreist.

His Girl Friday – Sein Mädchen für besondere Fälle (1940)

Hier haben wir abgesehen von der fehlenden nervigen Trailer-Stimme den Vorreiter unserer heutigen Filmwerbung. Zwar werden wir weniger zugequatscht, aber die besten Szenen von “His Girl Friday” haben wir nach wenigen Minuten Trailer leider schon gesehen.

Der Große Diktator (1940)

Genau wie bei einigen der vorangegangenen Trailer wird der potentielle Zuschauer hier direkt angesprochen. Der Off-Kommentar ist sparsam dosiert und auch Text kommt kaum zum Einsatz. Hauptsächlich lässt man die Bilder sprechen, um die Zuschauer ins Kino zu locken.

Fazit:

Deutlich weniger Off-Kommentar zu Gunsten von mehr Text oder gar keiner Erläuterung lässt bei den Trailern der 1940er mehr Bildgenuß zu. Angesehen von ein paar sehr kreativen Ausnahmen wie dem Trailer zu “Citizen Kane” oder “Arsen und Spitzenhäubchen” haben die Filmankündigungen jedoch stilstische viele Gemeinsamkeiten, wie etwa riesige Textelemente und Schiebeblenden. Sehr positiv ist jedoch, dass wir bei den meisten Trailern sehr viel weniger über Inhalt und Ausgang erfahren, als heute. Hach, die gute alte Zeit.

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