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Artikel Tagged ‘Filmkritik’

You are listening to Radio Rock, I am the Count, and I’m counting you in as we count down to ecstasy and rock ALL THE DAY & ALL OF THE NIGHT – Radio Rock Revolution (2009)

10. September 2009 1 Kommentar

Ergänzung 12. September 2009: Ab heute ist Radio Rock Revolution auch auf DVD und auf Blu-ray erhältlich.

Nach britischen Chick-Flick-Hits wie “Vier Hochzeiten und ein Todesfall”, “Bridget Jones” und “Notting Hill” hat Drehbuchautor Richard Curtis nach seinem Regie-Debüt “Tatsächlich Liebe” erneut im cineastischen Chef-Sessel Platz genommen, um diesmal den Jungs ein bisschen Freude zu machen: Radio Rock Revolution erzählt die Geschichte eines Piratensenders, der von einem Boot vor der britischen Küste aus in den 60ern die Bevölkerung mit Rock’n'Roll beschallt, während die Öffentlich-Rechtlich fast ausschließlich Klassik spielen. Die Moderatoren The Count (Philip Seymour Hoffman), Gavin (Rhys Ifans), Senderchef Quentin (Bill Nighy) und eine ganze Fußballmannschaft von Radio-DJs führen an Bord ein traumhaftes Lotterleben: Rock, Pop und Party rund um die Uhr, Alkoholika und willigen Groupies inklusive. Minister Dormandy (fabelhaft: Kenneth Branagh) ist dieses pornografische Programm ein Dorn im Auge – er lässt nichts unversucht, den Piratensender zu verbieten.

Passenderweise lautet der Originaltitel ”The boat that rocked” – womit mal wieder ein spitzen Titel-Kalauer der deutschen Synchronisations- und Übersetzungswut zum Opfer gefallen ist. Die exzessive Albernheit und erstklassige Musikauswahl Mehr…

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You can get me a greencard? – Crossing Over (2009)

„Unser Land hatte immer den Ruf, dass es Einwanderer willkommen heißt, und es ist traurig, dass sich inzwischen mehr und mehr eine einwandererfeindliche Haltung durchsetzt“, empört sich Wayne Kramer, Regisseur und Drehbuchautor des Immigrations-Drama „Crossing Over“, über die Einwanderungspolitik der USA seit 9/11. Obwohl Kramer im Jahr 2000 selbst den schwierigen Prozess, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen, erfolgreiche beendete, wirken Story und Charaktere von „Crossing Over“ seltsam gekünstelt.

Wo „L.A. Crash“ und „Babel“ durch Spitzen-Optik und komplexe verwobene Schicksalen mitreißen konnten, verbinden in „Crossing Over“ lediglich die Bildern des Highway von L.A. als eine Art Sinnbild für den Schmelztiegel USA die einzelnen Erzählstränge. Harrison Ford überzeugt im Großen und Ganzen als Spezialagent der Einwanderungsbehörde, aber das ziellose Schwanken seiner Figur zwischen Mitleid mit den illegalen Einwanderern und gewalttätigen Razzien wirkt ziemlich scheinheilig. Ray Liotta als schmieriger Bürokrat, Mehr…

You didn’t bring enough pigs to stop me – Shopping Center King (2009)

17. Juni 2009 1 Kommentar

Sowas passiert sehr selten, aber: Meiner bescheidenen Meinung nach ist “Shopping Center King” absolut abstoßend! Die Hauptfigur, Ronnie Barnhardt, wird von Seth Rogen verkörpert und wirkt wie der böse Zwilling von Paul Blart, dem Kaufhaus Cop : Ein manischer Psychopath mit Bi-polar Syndrom, der als Einkauszentrum-Wachmann arbeitet, aber gern Polizist wäre und mit Vergnügen kleinen Kinder im Fahren, mit einem Skateboard (!) fast den Schädel einschlägt. Oder seine Angebetete vögelt, während diese sich übergibt und ihn angesichts seines Zögerns im Delirium anbrüllt: “Why did you stop, motherfucker?”

Ab und an ist eine Szene mal halbwegs lustig, aber da der Filmheld dermaßen erbärmlich und unsympathisch ist, bleibt einem das Lachen zumeist im Halse stecken. Das Ganze ist purer Nonsense ohne Sinn und Verstand, aber zu dumm um Satire zu sein. Dass so kurz hintereinander zwei Filme mit dem gleichen Thema ins Kino kommen, trägt auch nicht gerade zum Schau-Spaß bei. Das, was Regisseur und Drehbuchautor Jody Hill da als Humor verkaufen möchte, ist je nach Standpunkt entweder Geschmackssache oder geschmacklos. Vielleicht ist “Shopping Center King” die Art von Film, die man nur als Mann lustig  finden kann? Wobei ich mir gerne einbilde, dass man einen guten Film unabhängig vom eigenen Geschlecht als solchen zu erkennen vermag. Wie dem auch sei: ”Shopping Center King” kommt am 18.06.2009 ins Kino. Rette sich wer kann!

1 von 10

Der Trailer:

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“The Duke of Devonshire must be the only man in England not in love with his wife” – Die Herzogin (2008)

Keira Knightley scheint eine ausgesprochene Vorliebe für historische Kostümfilme zu haben. Nach Pride&Prejudice ist Knightley nun in Perücke und Puder zu sehen und zwar ausgerechnet als Prinzessin Dianas berühmte Vorfahrin Georgiana Spencer, der Herzogin von Devonshire. Diana und Georgiana haben dermaßen viele Gemeinsamkeit, dass man an einen zyklischen Verlauf der Geschichte glauben möchte: Den abweisenden Ehemann, der sich mehr für Hunde und Kurtisanen interessiert, als für seine Gattin – während der Rest der Briten geradezu bezaubert von der jungen Frau ist. Oder die modischen Trends, die die Dame setzt. Dementsprechend wird “Die Herzogin” in Großbritannien mit Hinweis auf Lady Di vermarktet  (siehe Trailer unten), während hierzulande wohl den wenigsten beim Namen Spencer direkt Möchtegern-König Charles ungeliebte Ehefrau in den Sinn kommt.

Keira Knightley liefert als Herzogin eine gute Vorstellung ab, wird jedoch in den meisten gemeinsamen Szenen von Ralph Fiennes (Der Vorleser) als finsterem Herzog an die Wand gespielt. Fiennes wurde für die Darstellung des Duke of Devonshire, zu seiner Zeit der zweitmächtigste Mann Englands nach dem König, zu Recht für einen Golden Globe nominiert. Abgesehen von schauspielerischen Höchstleistungen glänzt “Die Herzogin” mit fabelhaften Kostümen, die mit einem Oscar prämiert wurden. Die Herzschmerz-Handlung ist jedoch eher dröge, wenn auch nah an den historischen Ereignissen. Im Vergleich zur schwungvollen Inszenierung von Sofia Coppolas “Marie Antionette” sieht Saul Dibbs Historiendrama leider ziemlich bieder aus. “Die Herzogin” kommt am 26. März 2009 in die Kinos.

6 von 10

Trailer, mit Diana-Vermarktung:

“When I shop, the world gets a little better…” – Confessions of a Shopaholic (2009)

Isla Fischer (“Defenitely, Maybe”) ist mit Sacha “Borat” Cohen liiert und verriet kürzlich in einem InStyle-Interview, dass sie in Paris eine Ausbildung an einer Schule für Clowns und Mimen gemacht hat. Mit einer derart für Komödien prädestinierten Haupdarstellerin wie Miss Fischer kann “Confessions of a Shopaholic” doch eigentlich nur lustig werden, oder? Weit gefehlt. Die Geschichte einer jungen New Yorker Journalistin, die von sprechenden Schaufenster-Puppen dazu verführt wird, wirklich jedes ihrer Shopping-Gelüste zu befriedigen und bald darauf vom Schuldeneintreiber verfolgt wird, da sie ihre zehn Kreditkarten bis aufs Maximum ausgereizt hat, ist nur mäßig unterhaltsam.

Da Frau Fischer allerdings einen ungeheuren Charme und ein unbestreitbares Talent für Comedy hat, was garantiert mit ihrem Aufenthalt an der Clown-Schule zusammenhängt, überspielt sie einige der Schwächen des Films, wie den sehr vorhersehbarer Plot, inklusive einer 0815-Lovestory. ”Confessions of a Shopaholic” ist nicht mehr und nicht weniger als leichte Unterhaltung für einen Mädels-Abend: Während des Films kann man sich super unterhalten, ohne wichtige Details zu verpassen, denn das Ende der Rom-Kom steht ohnehin von vornherein fest.

Nebenbei lässt sich prima der nächste Shopping-Marathon planen, denn “Sex and the City”- und “The Devil wears Prada”-Stylistin Patricia Field wird sicher auch in “Confessions of a Shopaholic” den ein oder anderen Fashion-Trend setzen. Wem der Sinn nach einem vom Scheitel bis zur roten Louboutin-Sohle super-gestylten Film mit ein paar Lachern, aber einer gewöhnlichen vorhersehbaren Story steht, kann beruhigt ein Ticket kaufen. Alle anderen sollten sich den Kinobesuch am nächsten Donnerstag (12.03.2009) lieber sparen und sich schonmal ein Ticket für Slumdog Millionär reservieren, der in der Woche darauf anläuft.

4 von 10

Der Trailer:

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